Anstatt mit chemischen Schadstoffen auf kleine Plagegeister loszugehen, ist es möglich, die Natur zu den eigenen Gunsten zu nutzen. Das schützt nicht nur unsere Umwelt, sondern ermöglicht auch ein Gleichgewicht zwischen schädlichen Tierchen und nützlichen Helfern.
Die biologische Schädlingsbekämpfung bedient sich dabei sowohl an naturgemäßen (Fress)Feinden von Schädlingen als auch an Pflanzen und deren Wirkstoffe, welche die besagten Tierchen vertreiben.
Warum Sie sich, in bestimmten Fällen, für oder gegen eine biologische Schädlingsbekämpfung entscheiden sollten und wie Sie diese ausführen, erklären wir Ihnen im folgenden Artikel.
Das Prinzip ist äußerst simpel. Wenn sich genügend (Fress)Feinde in einem Gebiet aufhalten, können sich Schädlinge (denn sie sind Beutetiere) einfach nicht ausbreiten. Bei dieser Variante der Schädlingsbekämpfung wird also stark auf das Zusammenspiel der Natur gesetzt.
Trotzdem passiert es auch in der freien Natur, dass eine bestimmte Tier- oder Insektenart vermehrt auftritt. Die biologische Schädlingsregulation ist also nicht immer vollständig erfolgreich.
Wenn Sie nun also natürliche Feinde Ihres Schädlings aussetzen, kann es passieren, dass Sie versehentlich dafür sorgen, dass das Ungleichgewicht in die andere Richtung ausschlägt. Das gilt es selbstverständlich zu vermeiden.
Darum ist es wichtig, dass für jedes Raubeinsekt genug Beute zur Verfügung steht. Man siedelt also auch nützliche Tierchen an – so bleibt ein Gleichgewicht erhalten.
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Tatsächlich ist die natürliche Schädlingseindämmung absolut kein Prinzip der Neuzeit. Seit über 10.000 Jahren hält der Mensch Katzen, um Mäuse und Ratten von den persönlichen Vorräten und Behausungen fernzuhalten.
Das Konzept funktioniert aber nicht nur an Land! Vögel sind etwa großartige Insektenvernichter. Je nach Vogelart fressen sie vorwiegend kleine Insekten, aber auch Nagetiere. Fledermäuse lassen sich im Übrigen ebenfalls kultivieren. Da diese nachtaktiv sind, dezimieren sie erfolgreich die Stechmücken Population und Nachtschmetterlinge.
Vorerst aber genug Beispiele aus der Schädlingsbekämpfung. Wir möchten Ihnen erklären, warum die natürliche Schädlingsbekämpfung angewandt wird … und selbstverständlich auch wie!
Wie bereits im Beispiel angesprochen, eignen sich Vögel besonders gut, um größere Insekten oder kleine Nagetiere in Schach zu halten. Dabei kommt es auf die Vogelart an, welche Beutetiere bevorzugt gefressen werden.
Haben Sie etwa mit Maikäfern zu kämpfen, wäre ein Greifvogel wohl etwas zu viel des Guten. Allerdings mögen Fledermäuse sowohl kleine flache Unterkünfte (wie die von Ihnen bereitgestellten Nistkästen) und Maikäfer!
Möchten Sie hingegen Ihren Ackerbau vor hungrigen Schadnagern schützen, wird eine Fledermaus nicht ausreichen. Setzen Sie jedoch auf Greifvögel, welche im Übrigen sehr gerne auf Sitzstangen Ausschau halten und nächtigen, wird sich bald kein Nagetier mehr an Ihren Acker trauen.
Für Personen mit einem kleinen Teich im Garten oder einem Weiher in der Nähe des Hauses ist der Sommer oft eine Geduldsprobe. Stechmücken legen ihre Eier gerne im oder nah am Wasser dieser stehenden Gewässer ab. Das sorgt dafür, dass im Sommer eine monströse Masse an Blutsaugern um den Bereich schwirren. Auch hier sind kleine Vögel und Fledermäuse perfekt geeignet. Beide fressen Stechmücken und andere Blutsauger, sind einfach zu kultivieren und sogar wunderschön anzusehen.
Mai- und Junikäfer sind in großer Zahl recht schädlich für Bäume. Sie fressen nicht nur die Blätter der Bäume nahezu restlos auf, sondern nagen auch die Wurzeln an. Ein zu großer Schaden an den Wurzeln sorgt dafür, dass der Baum keine Nährstoffe mehr transportieren kann und abstirbt.
Darum werden gerne Beauveria oder Metarhizium Pilze eingesetzt. Diese können angebaut werden und wirken krankheitserregend auf die kleinen Käfer. Darum suchen diese entweder das Weite oder erkranken.
Marienkäfer bringen Glück und entsorgen Blattlauslarven restlos. Eine geniale Kombination! Darum werden häufig eine Vielzahl an Marienkäfern auf Bio-Weingebieten ausgesetzt.
Nicht nur andere Tiere werden als biologische Schädlingsbekämpfung betrachtet. Auch pflanzliche Mittel oder Wirkstoffe werden gerne eingesetzt.
Einfaches Rapsöl aus dem Handel kann auf Beerensträucher, Kernobstbäume und Steinobstbäume gesprüht werden.
Entweder ist das Öl direkt aufzusprühen oder ein Gemisch mit Wasser und anderen Mitteln erhältlich. Leider hilft Rapsöl jedoch nicht gegen Schorf oder Monilia, da es sich hierbei um Erkrankungen der Pflanzen handelt.
Wermut und Rainfarn können zu einem Sud verarbeitet werden. Dieser kann anschließend sowohl auf die Bäume gesprüht werden als auch als Gießwasser dienen. Insbesondere das regelmäßige und großzügige Gießen mit Wermut- und Rainfarntee aktiviert auf Dauer die Abwehrkräfte von Obstbäumen. Somit können diese sich auch gegen intern wirkende Krankheiten schützen.
Natron ist zum Backen, Putzen und Schädlinge bekämpfen geeignet. Hierfür wird lediglich ein Teelöffel Natron auf anderthalb Liter Wasser genutzt. Etwas Rapsöl und hochprozentiger Alkohol runden das Gemisch ab. Richtig wirkungsvoll wird das Gemisch, wenn Sie zudem einen kleinen Spritzer Zitronensaft und etwas Kernseife untermischen.
Unser Tipp: Kippen Sie den Alkohol zuletzt in die Sprühflasche. So beugen Sie der Verflüchtigung vor.
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Die Tipps, welche folgen, sind auch für Hochbeete einsetzbar! Auf diesen kleinen Gebieten muss besonders auf Schädlinge geachtet werden.
Da es in Gewächshäusern nicht ganz so einfach ist, mit Fressfeinden zu arbeiten, empfehlen wir Ihnen die Nutzung von Schutzpflanzen. Dill, Basilikum und auch Schafgarbe wirken hervorragend gegen verschiedene Befälle in Gewächshäusern.
Beide Pflanzen enthalten ätherische Öle, die von Läusen und anderen Insekten verabscheut werden. Nun gibt es leider ein einziges Problem:
Dill und Basilikum können einander nicht riechen. Es mag verrückt klingen, aber auch Pflanzen haben Nachbarn, die sie nicht leiden können. Darum sollten Sie Dill und Basilikum nie im selben Gewächshaus züchten.
Diese Pflanze wurde von unseren Vorfahren regelrecht verehrt. Sie eignet sich als Medizin, als Heilpflanze und sogar als Salatzusatz. Bei der Schädlingsbekämpfung halten die Öle und Bitterstoffe der Schafgarbe allerlei Läuse fern, ziehen zeitgleich jedoch auch Bienen zur Bestäubung an.
Für den Garten bieten sich Wirkstoffe wie Milch, Ackerschachtelhalme und Waschnuss-Sud an. Je biologischer, desto besser! Sie können selbstverständlich auch alle anderen, bereits vorgestellten Tipps anwenden.
Bei schädlichen Insekten befinden sich die Larven häufig nah am Boden oder sogar unterirdisch. Letzterer Standpunkt erschwert die Dezimierung deutlich – macht sie aber keinesfalls unmöglich.
Dafür bieten sich nämlich sogenannte „Nematoden“ an. Dabei handelt es sich um nichts anderes als Fadenwürmer. Diese dringen in die Schädlingslarven ein und führen ein Bakterium mit sich, welches die Larven vorbereitet und fressbar macht.
Ein großer Vorteil dieser Nematoden liegt darin, dass sie keine Pflanzen angreifen oder beschädigen. Sie nutzen diese höchstens zum Schutz. Leider handelt es sich beim Einsatz von Fadenwürmern gegen Larven um eine relativ neue Methode – darum ist noch nicht geklärt, ob die Nematoden auch andere Organismen töten, die wichtig für ein Gleichgewicht wären.
Darum werden Nematoden auch Nützlinge genannt. Selbstverständlich gibt es aber auch noch weitere Nützlinge zu finden!
Zunächst zu den Vorteilen. Die Umwelt wird geschützt, es werden keine chemischen Substanzen verwendet, das Gleichgewicht der Natur wird berücksichtigt und leichte Befälle lösen sich nahezu von selbst.
Nachteilig sollte betrachtet werden, dass starke Befälle manchmal nicht gelöst werden können, die verwendeten Substanzen mehr Wirkungszeit benötigen und natürlich die Gefahr, dass das Ungleichgewicht in die andere Richtung umschlägt.
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass die biologische Schädlingsbekämpfung auf Dauer viel besser für unsere Umwelt ist. Die Methoden wachsen stetig und auch die Erfolge steigen in die Höhe.
Für kaum tragbare Befälle sind chemische Mittel jedoch noch nicht wegzudenken. In einigen Fällen, wenn vollständige Plantagen bedroht sind, ist daher die Chemie nicht vollständig umgehbar.
Nutzen Sie die biologische Schädlingsbekämpfung so oft und breit gefächert, wie Sie können. Versuchen Sie gerne einige unterschiedliche Methoden und probieren Sie aus, welche in Ihrem Gebiet am besten funktioniert. Erst, wenn wirklich keine Rettung auf biologischer Ebene mehr sichtbar ist, sollte zur chemischen Schädlingsbekämpfung gegriffen werden.