Durch ihre Tarnungseffekte sind zwar schwer zu entdecken, doch umso leichter zu hören. In einem Chorgesang erreichen sie bis zu 97 Dezibel, dessen Lautstärke von aufgedrehten Kopfhörern vergleichbar ist. Schon in der damaligen Mythologie (572-488 v. Chr.) wurde ihr eine große Bedeutung geschenkt. Dabei war der Gesang, die blutlose Reinheit und die mysteriöse „erdgeborene“ Lebensweise das zentrale Thema.
Dieses flugfähige Insekt wird in der Wissenschaft als „Auchenorrhyncha“ bezeichnet und wird zu den Schnabelkerfen eingeordnet. Mehr als 45.000 Arten sind weltweit verbreitet, darunter leben 638 davon in Deutschland. Sie ernähren sich von bestimmten und bereits flüssigen Pflanzenteilen. Die meisten von ihnen saugen extra an den Leitungsbahnen von Pflanzen. An diesen Stellen ist der Pflanzensaft ziemlich zuckerreich und da sie diese große Menge nicht verwerten können, wird er als sogenannter Honigtau ausgeschieden. Durch diese Prozedur ernähren sie eine Vielzahl an anderen Lebewesen.
Lesen Sie auch: Blutzikade
Je nach Art werden sie im Durchschnitt zwischen 1,8 und 38 mm groß. Die Kaiserzikade wächst bis zu 70 mm heran, während die Spornzikade nicht über 2 mm hinauskommt. Sie besitzen eine dachförmige Flügelhaltung, wobei die vorderen Flügel viel robuster als die hinteren sind, Ihre Fühler sind aus einer fadenförmigen Geißel und zwei Basalgliedern aufgebaut. Um die Pflanzen aufstechen und wie aus einem Strohalm aussaugen zu können, besitzen sie einen speziellen Saugrüssel.
Diese Insektenart ist größtenteils stark und auffällig gefärbt. Sie sind aber auch gleichzeitig Spezialisten in der Tarnung, da die Körperfarbe, oft der Farbe ihrer Lebensräume entspricht. Die Hinterbeine haben sich zu kräftigen Sprungbeinen entwickelt, daher werden sie oft mit Heuschrecken verwechselt, auch wenn sie gar nicht miteinander verwandt sind. Aus dem Stand schafft die Wiesenschaumzikade, sich 70 cm weit, hoch zu katapultieren. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße ist sie ein absoluter Weltmeister. Abgesehen von ihrer bemerkenswerten Sprungfähigkeit, kann diese Insektenart fliegen, laufen und sich sogar seitwärts fort bewegen.
Um die Rhododendronzikade von anderen Insekten unterscheiden zu können, liefert das Farbspektrum ihrer Flügel ein deutliches Erkennenungsmerkmal. Denn sie besitzt metallisch-grünliche Flügel mit einem auffällig gefärbten orangenen Streifen. Diese Insektenart fügt den Pflanzen zwar keinen Schaden zu, doch oft übertragen die Weibchen bei der Eiablage einen Pilz, der als „Pycnostysanus azaleae“ bezeichnet wird. Die Fruchtkörper des Pilzes bringen den eigentlichechen Schaden.
Durch diese Erreger sterben die Blütenknospen ab und werden bis zum nächsten Jahr mit einem dunklen Flaum übersät. Da sich der Pilz nicht mit Pestiziden vernichten lässt, werden die Rhododendronzikaden bekämpft. Insektizide bringen bei diesem widerstandsfähigen Tier kaum eine Wirkung, daher werden die Larven im Mai beseitigt. Die kleinen grün-gelb gefärbten Larven sind auf der Blattunterseite in einer Art Hülle zu finden. Anschließend kann man sie morgen mit einem biologischen Präparat, wie das Neemöl anspritzen.
Sie leben weltweit überall, wo es Pflanzen gibt, die ihnen als Nahrungsquelle dienen. Sie kommen in den Tropen und Subtropen vor, aber auch in ganz Europa, vom Gewässerufer bis hin zu Wäldern. Das Artenvorkommen hängt von der Wirtspflanze sowie Umweltbedingen, wie das Klima ab. Um diese Pflanzensaugenden Insekten also fern zuhalten, sollte man ihnen die Nahrungsquelle so unappetitlich, wie möglich machen. Daher könnte man die Pflanzen zur Bekämpfungsmaßnahme mit verschiedenen umweltschonenden Präparaten besprühen.
Lesen Sie auch: Pflanzenschutzmittel
Obwohl diese Insekten in der Regel nicht als Schädlinge in der Landwirtschaft angesehen werden, können die von den Weibchen angelegten Eier, in großer Zahl, junge Setzlinge schädigen. Zusätzlich verursachen sie durch die Eiablage an Trieben und Pflanzen Wunden, die zum Austrocknen der Triebe und Zweige führen. Durch die ausgeschlüpften Nymphen im Boden, können die jungen Pflanzen ebenfalls etwas geschwächt werden, da sie sich von den Wurzeln ernähren.
Lesen Sie auch: Lebensmittelhygiene
Doch dieser Schaden ist meistens wirklich harmlos und durch eine massive Bekämpfung dieser Insekten, würde ein größerer Schaden stattfinden. Anders verhält es sich mit der Rhododendronzikade, die bereits erwähnt wurde. Ein weiterer Störfaktor könnte dieser starke Lärm sein. Das Zirpen wird durch die Singzikade erzeugt, die mit ihrer Muskelkraft ihr Trommelorgan in Schwingung versetzt. Obwohl alle Zikadenarten die Schallwellen zur Kommunikation benutzen, ist nur der Schall von Singzikade für den menschlichen Gehörsinn wahrnehmbar.
Für die chemische Bekämpfung eignen sich Insektizide, welche auf die betroffenen und trockenen Stellen aufgesprüht werden. Allerdings weist dieses Insekt eine starke Resistenz auf und der Effekt von Pestiziden hält nur ca. eine Woche. Darüber hinaus sind die Nebenwirkungen von chemischen Mitteln für die menschliche Gesundheit und die Umwelt weitaus größer, als der Nutzen. Daher sollte der Griff von Pflanzenschutzmitteln immer als letzte Möglichkeit gesehen werden.
Ein biologisches und natürlich wirkendes Produkt welches, große Erfolge verspricht, ist das Neemöl. Dabei wird eine Mischung aus 5 ml Neemöl, 1,5 ml Rimulgan und 1 Liter Wasser erstellt. Anschließend wird das Mittel auf die betroffenen Pflanzen gesprüht. Ebenso können Nützlinge, wie Erzwespen, Laufkäfern oder Schlupfwespen eingesetzt werden, diese gehören nämlich zu den natürlichen Fressfeinden der Zikade.
Ein effektives Mittel, welches sehr günstig und in jedem Lebensmittelhandel angeboten wird, ist die Essigsäure. Diese Essenz wird stark mit Wasser verdünnt und auf die Blattunterseiten der betroffenen Pflanzen gesprüht. Der beste Zeitpunkt für diese Anwendung wären die frühen Morgenstunden, da sich die Insekten noch in einer gewissen Kältestarre befinden. Eine weitere Methode wären angebrachte Gelbsticker. Diese sind schadstofffrei, ungiftig und mit einem Klebestreifen abgezogen.
Dabei werden keine Pheromonfallen verwendet, sodass sich die Schädlinge allein durch die gelbe Farbe anziehen lassen und an der geleimten Schicht haften bleibt. Leider bleiben nicht nur diese Insekten daran kleben, sondern viele weitere Nützlinge und sogar kleine Singvögel.
Durch das laute musizieren in den kurzen Sommermonaten, bemerkt kaum jemand, dass dieses Insekt bereits seit 17 Jahren unter der Erde lebt. Nach der Eiablage verbringen die Larven den größten Teil ihres Lebens unter der Erde, ohne einen Mucks von sich zu geben. Sie ernähren sich dort schon von den Säften der Baumwurzeln. Erst nach dem heraustreten, an die Öffentlichkeit erzeugen die männlichen Singzikaden am warmen Tageslicht von 22° bis 36° einen Gesang. Sie haben 4 Wochen Zeit, ihre letzten Lieder zu singen. Damit locken sie ein Weibchen, um sich fortzupflanzen, bevor sie kurz darauf sterben und endgültig verstummen.