Der stark unterschätzte Schädling vermag es innerhalb kürzester Zeit größere Vorräte beim Landwirt oder bei uns zuhause zunichtezumachen.
Die wenigsten Menschen werden wissen, dass dieser kleine Zünsler zu der Familie der Schmetterlinge gehört. Die Reismotte ist in tropischen Gebieten beheimatet. Ihr Vorkommen reicht von Indien über Brasilien und die USA bis nach Europa. Sie ist womöglich durch Nahrungsmittel zu uns nach Europa gelangt und breitete sich dort aus. Allerdings wird ihr in unseren Breitengraden noch keine dauerhafte Ansiedlung nachgesagt.
Einen negativen Bekanntheitsgrad genießt die Motte dadurch, dass sie Nahrungsmittel anfrisst, verunreinigt, und dadurch unbrauchbar für Mensch und Tier macht. Die Schäden in der Landwirtschaft betreffen Ausfälle der Ernte ebenso wie Schädigungen an Maschinen und technischen Einheiten in der Produktion und Verarbeitung.
Die Motte wird etwa zehn bis vierzehn Millimeter groß mit einer Flügelspannweite von fünfzehn bis fünfundzwanzig Millimeter. Gut erkennen kann man ihn anhand seiner Flügel, die silbrig grau bis hellgelbbraun, lang und schmal sind. Zeichnungen wie bei vergleichbaren Artgenossen gibt es darauf nicht zu sehen, was die Flügeladern dunkler wirken lässt.
Das Männchen ist etwas kleiner als das Weibchen. Für die Fortpflanzung braucht die Motte warme Temperaturen, die es in unseren Regionen hauptsächlich in Gebäuden oder Speicher findet. Die Larven entwickeln sich in sogenannten Gespinströhren, die mit Kot bedeckt sind. Sie wird etwa fünfzehn Millimeter lang, ist leicht behaart und weiß bis weiß-gelblich gefärbt. Der Kopf ist dunkler als bei vergleichbaren Motten ihrer Gattung. Nach etwa sieben Wochen ab der Eiablage schlüpft der vorratsschädliche Falter unter tropischen Bedingungen aus seinem braunen Cocon.
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Für den Menschen relevant ist das Vorkommen der Motte nur an zwei Stellen. Im Haus treten Reismotten deshalb auf, weil sie es warm haben und genügend Nahrung finden wie beispielsweise in der Küche. Im gewerblichen Bereich kann sie in Säcken, Silos, Lagerhäusern, Speichern und Ähnlichem vorkommen. Oberstes Gebot ist ein sorgsamer Umgang mit der gelieferten oder zu verarbeitenden Ware.
Mehrere Kontrollen in unregelmäßigen Abständen, Einhaltung der Temperaturvorschriften, die das Leben des Zünslers bedrohen, und ernstgemeinter Umgang mit der Hygiene im gesamten Produktionsverlauf, sind sehr wirksame Mittel, die dafür sorgen können, dass es erst gar keinen Befall geben kann. Der Befall ist deutlich schwerer zu bekämpfen, als präventiv durch entsprechendes Verhalten dafür zu sorgen, dass es erst gar nicht zu einem Zustand mit solchen Auswirkungen kommen kann.
Der Hauptgrund, weshalb man die Reismotte bekämpfen sollte, liegt darin, dass sie nicht nur unsere Vorräte verunreinigt, schädigt und unbrauchbar macht, vielmehr ist sie dadurch gesundheitlich betrachtet eine Gefahr für Mensch und Tier. Sie befällt nahezu alle trockenen Lebensmittel wie Getreide, Trockenobst, Kakao, Nüsse und Mehlprodukte. Selbst wenn die Motte nicht direkt zu sehen ist, erkennt man an langen, festen mit Kot besetzten Gespinsten, dass Befall vorhanden ist. Die Verunreinigungen der Lebensmittel können auf einzelne Bereiche zutreffen, im schlimmsten Fall den gesamten Vorrat.
Durch diese Verunreinigung werden die Lebensmittel gänzlich ungenießbar. Dass der Befall ebenso in Tierfutter auftreten kann, wird gerne vernachlässigt. Dadurch wird die Reismotte auch für Haus- und Nutztiere zu einer gesundheitlichen Bedrohung. Generell beschränkt sich der Fraß nicht allein auf bereits anderweitig beschädigtes Nahrungsmittel, sondern auch auf intaktes Korngut zur Lebensmittelherstellung. Die Motte kann ohne Probleme gesundes Korn anfressen, und damit ungenießbar machen.
Man kann sich demnach gut vorstellen, wie groß der Schaden und der Ausfall bei einem landwirtschaftlichen Hof sein kann. Durch die Verunreinigung ist das Lagergut nicht mehr für den Handel zu gebrauchen. Die wirtschaftlichen Einbußen können dem Unternehmen empfindliche zusetzen. Die Strenge der Regularien im Lebensmittelbereich lassen eine Reinigung von Teilvorräten aus gutem Grund nicht zu.
Selbst technische Einheiten für die Verarbeitung von beispielsweise Getreide und anderem Korn werden durch die stark klebrigen Gespinste derart verschmutzt, dass Fehlfunktionen auftreten oder Maschinen bis zum völligen Ausfall zwingen. Siebe werden verstopft und auftretende Kondensationen verursachen Wärmestau und begünstigen Schimmelentwicklung, der als Sekundärbefall weitere Schäden mit sich bringt.
Eine ständige Kontrolle und Reinigung der Maschinen ist zeitaufwendig und verschlingt dadurch hohe Kosten. Da man bei der Herstellung von Lebensmitteln oder als Zulieferer immer im Fokus der Kontrolle durch Ämter und Behörden steht, muss dem Faktor Hygiene eine große Beachtung gezollt werden. Den Ruf hat man in dieser Branche schnell verloren.
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Will man feststellen, wie stark der Befall durch den Zünsler ist, hat sich die Methode mit der Pheromonfalle bewährt. Die Sexualhormone locken die Männchen der Motte an, welche in der Falle kleben bleiben. Aufgrund ihrer Anzahl in der Falle kann man errechnen, wie weit der Befall fortgeschritten oder vorhanden ist.
Ein biologisches Konzept zur Bekämpfung der Reismotte wäre, natürliche Feinde ins Spiel zu bringen, auf deren Speiseplan sie steht. Zu den Feinden gehören die Brackwespe, die Schlupfwespe und die Raubwanze, die ihre Eier frisst und dadurch einer weiteren Population entgegenwirkt.
Die bereits erwähnte Pheromonfalle kann mit Aerosoldispensern bestückt in Räumen angebracht werden und damit massiv die Paarung der Zünsler stören, was schlussendlich ebenfalls für den Rückgang des Bestands sorgt. Für den Menschen ist diese Anwendung nicht wahrnehmbar und zudem unschädlich.
Biozide, die in verschiedenen Formen im Handel erhältlich sind, kommen bei der Verarbeitung und Lagerung zum Einsatz. Als Pflanzenschutzmittel in der landwirtschaftlichen Lagerung sind sie nicht zugelassen. Offenbar sind die Rückstände in der Nahrung zu groß. Außerdem eignen sich Biozide keines weg für eine schnell und effektive Bekämpfung der Motte. Sie müssen über einen längeren Zeitraum bei kontinuierlicher Anwendung Erfolge zeigen. Insgesamt werden die Ergebnisse allerdings kontrovers beurteilt. Die Befürworter argumentieren mit der sanften und langanhaltenden Wirkung, während die Kritiker die Reaktionszeit nach der Ausbringung für zu ineffektiv bezeichnen, da in dieser Zeit weitere Mengen befallen und verunreinigt werden können.
Als physikalische Bekämpfung kann man die Hitzebehandlung bezeichnen. Dabei wird der Befall auf ca fünfzig Grad erhitzt, was dazu führt, dass der Bestand des Zünslers deutlich reduziert wird. Ebenso hilfreich in diesem Zusammenhang ist ein e sehr trockene Luft. Da die Motte ursprünglich aus den tropischen Regionen kommt, liebt sie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Nimmt man sie ihr, dann setzt ihr das enorm zu.
Eine chemische Maßnahme wäre die Begasung des Guts mit Kohlenstoffdioxid. Ebenso haben sich Kontaktinsektizide bewährt, die es in verschiedenen Ausführungen zu kaufen gibt. Insektenstrips dagegen geben ihren Wirkstoff an die Raumluft ab. Sie verlangen eine längere Anwendungsphase, bis das gewollte Ergebnis erreicht wird.
Eine Alternative wäre das Kontaktinsektizid über Nebelautomaten in befallenen Räumen anzubringen. Bei der Verwendung von Kontaktinsektiziden ist dringlichst darauf zu achten, dass es nicht in Kontakt mit Lebensmittel kommt und fern von Kindern gehalten wird.
Viele Menschen, die durch den Befall der Motte zu deren Beseitigung herausgefordert werden, schwören auf verschiedene Hausmittel. Eines davon wäre die Anwendung von Zedernholz- und Lavendel-Ölpräparate. Um es erst gar nicht zu einem Befall kommen zu lassen, kann man im privaten Bereich Lebensmittel in luftdicht verschlossene Behälter aufbewahren, und Speisereste schnellstmöglich entsorgen.
Um den Rückgang des Befalls festzustellen, kann man erneut die Klebefallen als Indikator hinzuziehen. Die Anzahl der am Leim kleben gebliebenen Männchen gibt Aufschluss darüber, wie effektiv die Maßnahmen zur Bekämpfung waren. Ein natürlicher Vorgang zur Bekämpfung des Zünslers ist ihm der Schlupfwespe auszusetzen. Sie ist eine der natürlichen Feinde der Motte.
Sie zersticht die Eiablage der Motte und setzt ihre eigenen Nachkommen ein. Die schnelle Vermehrung trägt zu einer Reduzierung des Mottenbestandes bei. Ein großer Vorteil beim Einsatz der Schlupfwespe ist, dass sie nicht eher aufgibt, bevor nicht das letzte Ei des Schädlings gefunden und zerstört wurde. Die Kosten für die genannten Vorgehensweisen sind verschwindend gering.
Zur Vorbeugung eines Befalls ist es notwendig, dass man über den Schädling Bescheid weiß. Kennt man seine Schwachstellen, wie beispielsweise seine Temperaturempfindlichkeit, ergeben sich daraus Möglichkeiten einer erfolgreichen Bekämpfung.
Vorbeugen kann man alleine schon durch lückenlose Einhaltung verschiedener Hygienemaßnahmen. Dazu gehört beispielsweise eine gründliche Prüfung der Ware auf Befall, bevor sie in die Lagerung übergeht. Vor dem Einlagern sollte man die Flächen und Räume reinigen. Die Temperatur auf unter fünfzehn Grad herabzusenken ist nicht nur ratsam, sondern auch präventiv eine effektive.
Die Reismotte ist sehr temperaturanfällig. Ab einer Temperatur von fünfzehn Grad abwärts beginnt die Motte träge zu werden. Bei geringeren Temperaturen stirbt sie ab. Bei beiden Methoden ist allerdings Geduld angebracht, da die Wirkung nicht über Nacht eintritt. Ist es möglich, die Temperatur auf minus zehn Grad abzusenken, erreicht man das Ziel in wenigen Stunden. Eier und Larven werden unmittelbar abgetötet, was dazu führt, dass der Bestand keine Nachfahren mehr bekommt und damit ausstirbt.
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So klein der Schädling auch ist, den Schaden, den er anrichten kann, ist immens. Es ist angesichts der Bedrohung, die von dieser Motte ausgeht keine Gewissensfrage mehr, sich ihrer zu entledigen, vielmehr ist es eine Pflicht, wenn man nahrungsbezogene Einlagerungen schützen will. Es scheint ein wenig ironisch zu sein, dass ein kleiner Falter aus der Familie der Schmetterlinge so gar nichts mit freudspendendem Dasein zu tun hat.