Wanze, allein der Name weckt ein ungutes Gefühl. In natura sehen dann viele der Tiere mit ihrer blattartig verbreiterten Körperform dennoch überraschend bunt und schön aus.
Das gilt auch für die Marmorierte Baumwanze, die ursprünglich in Asien lebte und dann aus Nordamerika zu uns nach Europa eingeschleppt wurde. Hier sorgen die Tiere bei Landwirten wie auch Hobbygärtnern für teilweise erhebliche Ernteeinbußen, da sie sich über Mais und Spargel, aber auch Obstgehölze hermachen. Das Thema „Marmorierte Baumwanze bekämpfen“ treibt somit Laien wie auch Bauern um …
Denn die großen Wanzen sind nicht sonderlich wählerisch und hinterlassen vornehmlich im Obstanbau millionenschwere Schäden. Zudem breiten sie sich immer weiter aus und scheinen längst in Deutschland, Frankreich und Österreich, aber auch in vielen südlichen Ländern wie Spanien und Griechenland heimisch.
Gerade Norditalien verzeichnete in den vergangenen Jahren hohe Schäden an Birnen- und Nektarinenkulturen. Auch Maisfelder oder Tomatenplantagen leiden, da die Tiere mit ihrem Speichel und ihrem Saugrüssel die Früchte attackieren.
Nicht einmal vor krautigen Pflanzen und Pflanzenteilen machen sie halt. Kleingärtner klagen daher über Schäden an Flieder und Mahonie und treffen die Insekten häufig in ihren Gartenlauben an.
Die Marmorierte Baumwanze, die auf den wissenschaftlichen Namen Halyomorpha halys „hört“, wird auch Stinkwanze genannt. Denn bei Kontakt bemerken wir einen unangenehmen Geruch, so dass wir die Tiere, wenn sie sich in Gartenhäuser und Wohnungen verirren, am besten mit einem Glas und einem Blatt Papier einfangen.
Die Nistplätze der Wanzen finden sich meist in Reisighaufen, so dass ein naturnaher und „unaufgeräumter“ Ökogarten, der normalerweise vielen Nützlingen hilft, leider auch dem neu eingeschleppten Schädling zusagt.
Nachdem die Marmorierten Baumwanzen aus ihren Eiern geschlüpft sind, durchlaufen sie mehrere Nymphenstadien. Die erwachsenen Tiere sind dann:
Die Flügel sind glasklar, und die Unterseite ist gelblich-blass. Auch hier finden sich am Rand dann wieder schwarze Punkte. Eine Verwechselungsmöglichkeit besteht mit der Grauen Gartenwanze, die jedoch einen eher dreieckigen Kopf besitzt. Bei der Marmorieren Baumwanze hingegen wirkt dieser fast quadratisch.
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Neben den bereits angesprochenen Ernteschäden werden die Tiere auch in Gebäuden lästig. Oftmals versuchen sie zu Hunderten, gar Tausenden in Wohnungen und Gartenlauben zu überwintern. Vor allem der Geruch der Tiere wirkt bei Begegnungen störend, wohingegen Experten für uns Menschen oder auch Haustiere keine echte Gefahr sehen. Denn der Wehrsaft ist nicht wirklich giftig; auch beißen können die Wanzen nicht.
Allerdings bilden sich bei der Saugtätigkeit der Wanzen im Pflanzengewebe Nekrosen. Der Verzehr dieser deformierten und verhärteten Früchte könnte dann durchaus Magenbeschwerden auslösen. Nicht zuletzt vermuten Wissenschaftler, dass beim Saugakt Schimmelsporen und andere Krankheitserreger in die Wirtspflanzen gelangen könnten.
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Häufig wird der Siegeszug neobiotischer, also eingeschleppter Tiere dadurch begünstigt, dass sie in ihrer neuen Heimat kaum natürliche Fraßfeinde antreffen. Das führt dann zu einer explosionsartigen Vermehrung, da jedwedes Regulativ fehlt. Man unterscheidet zwischen der chemischen Schädlingsbekämpfung und der biologischen Schädlingsbekämpfung.
Wie bei vielen anderen Schädlingen, werden auch bei der Bekämpfung der Marmorierten Baumwanzen verschiedene Methoden, teils natürlichen Ursprungs, ausprobiert. In China gibt es zum Beispiel verschiedene Erzwespen, die die Eier der Wanzen parasitieren; bezüglich des Einsatzes dieser Tiere (die dann freilich ebenfalls Fremdkörper in unserer Natur wären) laufen derzeit Forschungen.
Auch der gezielte Einsatz heimischer Gegenspieler, wie Spinnen oder räuberischer Insektenarten, ist im Gespräch. Fallen oder mechanische Barrieren (Netze, klebrige Bänder etc.), zeigen bis dato kaum Wirkung; auch die bekannten Pflanzenschutzmittel, die dann meist verschiedene Baumwanzen bekämpfen sollen und in verschiedenen Nachbarländern ausprobiert wurden, lassen häufig eine durchschlagende Wirkung vermissen.
Ohnehin will vermutlich niemand Früchte verzehren, die vorher mit Giften respektive chemischen Substanzen eingesprüht wurden. Insofern wären natürliche Gegenspieler, bevorzugt heimische Arten, die dann gezielt in den betroffenen Plantagen und Gärten ausgebracht werden, der Königsweg und gegenüber der chemischen Keule ein guter und vor allem auch ökologisch sinnvoller Weg.
Doch noch stecken die Forschungen in den Kinderschuhen, da die Bedrohung hierzulande relativ neu ist.
Bei einem geringeren Befall und/oder in Gärten, die mehr als Hobby denn Vollexistenz bewirtschaftet werden, machen auch Hausmittel Sinn. Einzelne Tiere lassen sich, ähnliche Kakerlaken, mit Gläsern absammeln. Zudem können Tiere, die sich in unsere Wohnungen und Gartenlauben verirren, mit dem Staubsauger abgesaugt werden.
Der Beutel sollte dann unverzüglich im Hausmüll entsorgt werden. Zertreten hingegen macht wenig Sinn, da sich dabei die strebenden Tiere mit ihrem penetranten Geruch „rächen“.
Die Marmorierte Baumwanze ist nicht der erste Zuwanderer, der immense Probleme bereitet, und aufgrund der Globalisierung dürften solche Fälle eher zu- denn abnehmen. Übereilte Gegenmaßnahmen, speziell mit fremden Nützlingen, machen dann meist wenig Sinn, da man so womöglich den sprichwörtlichen Teufel mit Beelzebub austreiben will.