Es ist noch mitten im Sommer, aber die Kastanien haben braune Blätter wie im Herbst, und herunterfallen tun sie auch schon? Leider wird dieses Bild immer häufiger. Meistens ist dafür ein kleiner Schädling verantwortlich. Die Kastanienminiermotte befällt hauptsächlich die weißen Rosskastanien. Wie ist es dazu gekommen? Was sind das für Motten?
Das Erstaunliche ist, dass diese Motte erst seit 1984 bekannt ist. In diesem Jahr wurde sie das erste Mal entdeckt. Das war in Mazedonien. Niemand konnte zunächst das Insekt einordnen.
Rund fünf Jahre später, seit Beginn der Neunziger wanderte diese Miniermotte in Europa ein, und zwar in großem Ausmaß. Erst nach gut zwanzig Jahren konnte man das Rätsel lösen. Tatsächlich lebt die Kastanienminiermotte schon mindestens hundert Jahre auf dem Balkan. Doch lebte sie in schwer zugänglichen Gebieten, wo sich kaum Menschen aufhalten. Deshalb blieb sie so lange unbekannt. Inzwischen sind mehrere Varianten bekannt. Ob dieses Wissen bei der Bekämpfung der zwanzigjährigen Masseninvasion helfen wird?
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Im Grunde genommen erkennt man sie am einfachsten an dem Schaden, den sie anrichten. Kastanienminiermotten leben ausschließlich von ihrer Wirtspflanze. Darin sind sich alle Miniermotten gleich. Die Wirtspflanze ist, wie der Name schon sagt, die weißblühende Rosskastanie. Wegen des oft massiven Befalls werden die Blätter frühzeitig braun und fallen schon im Sommer ab.
Das Insekt ist ein kleiner Schmetterling, der wie viele Insekten eine Metamorphose durchläuft. Die Eier werden am Blatt abgelegt. Die Larve lebt im Baumblatt, in dem zwischen Ober- und Unterhaut Gänge, sogenannte “Minen” gefressen werden. An den Larven im Blatt kann man auch am besten erkennen, ob es sich um den Schädling handelt oder dem Blattbräunepilz. Auch die Puppe verbleibt im Blatt. Erst das adulte Tier verlässt das Blatt.
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Da Kastanienminiermotten nur an und in Rosskastanienbäumen als ihren Wirt leben, bleibt nur die Frage, wo der oder die Bäume stehen. Je nachdem, ob es sich um Gemeindegebiet oder Garten handelt, aber auch, ob es ein Einzelbaum ist oder ein Park oder eine Allee, spielt für die Bekämpfung eine Rolle. Das größte Problem dürfte sein, dass Kastanienbäume meistens sehr hoch wachsen.
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Gegen Kastanienminiermotten gibt es zwar wirksame chemische Insektizide und Pestizide, diese sind aber für den Gebrauch im Privatgarten und Kleingarten verboten. Wer kann, sollte natürliche Feinde wie Gartenvögel und Fledermäuse in seinen Garten locken. Auch Hühner im Garten helfen bei der Bekämpfung. Dagegen ist die Verwendungen von Pheromonfallen aufwändig und sehr teuer.
Im Folgenden werden Hausmittel und biologische Lösungen vorgestellt.
Das Anbringen von Nistmöglichkeiten lockt Meisen an. Schwalben und Mauersegler freuen sich auf gute Landeplätze. Statt der weißen Kastanie die resistente purpurrote Kastanie pflanzen.
Bei den Bäumen das heruntergefallen Laub einsammeln und in öffentlichen Grünentsorgungsstellen abgeben. Das Laub nicht in den Kompost tun. Die Larven überleben die Winterkälte, und Gartenkompost wird nicht warm genug.
Im Handel sind Schlupfwespen gegen Motten leicht erhältlich. Lässt man sie im Garten zur Abendstunde in der Nähe des befallenen Baumes frei, helfen sie, die Bestände zu regulieren . Die Wespenlarven ernähren sich von Mottenlarven.
Pyrethrum ist ein natürlicher Wirkstoff aus der Chrysantheme. Im Handel werden Stäbchen und Sprays angeboten. Die Stäbchen werden in die Erde gesteckt. Das hat den Vorteil, dass die Pflanze den Stoff über die Wurzeln aufnimmt. Die in den Blättern lebenden Larven werden so am direktesten betroffen. Allerdings haben alte Kastanien tiefe Wurzeln. Ein Versuch als Alternative zu chemischen Mitteln ist es jedenfalls wert.
Kastanienminiermotten sind für die weißen Rosskastanie eine echte Plage. Dadurch, dass die Motte vier Generationen im Jahr ausbildet, wird ein Baum massiv beeinträchtigt. Durch die Photosynthese in den Blättern gewinnt der Baum Energie. Sind viele Blätter geschädigt, verliert der Baum an Kraft. Hält der Befall an, beeinträchtigt das die Baumgesundheit und Lebensdauer.
Da die Kastanienminiermotte ein invasives Insekt ist, fehlt der weißen Rosskastanie die Resistenz, die die rote Rosskastanie noch besitzt. Natürliche Feinde wie Vögel gibt es zwar überall. Da aber erst seit wenigen Jahren der Ursprung der Falter bekannt ist, kann jetzt erst nach natürlichen Feinden geforscht werden.
Im privaten Bereich ist bei der Bekämpfung die gründliche Entsorgung des Laubes das Wichtigste. Daneben kann man es Gartenvögeln und Fledermäusen so angenehm wie möglich machen. Und auch Hühner im Garten tragen zum Glück bei.